Ein wichtiges Thema gerade jetzt in der “besinnlichen” Vorweihnachtszeit. Stille. Stille?

In der Großstadt sind wir eher konfrontiert mit Straßenlärm, Hektik, Telefongeklingel – Weihnachtsmusik, Weihnachtstrubel. Wir fühlen uns genervt von diesem ständigen Lärm und vom ständigen Stress und sehnen uns nach Stille. Aber was ist Stille überhaupt? Und wie können wir zu ihr finden?

In der Zeitschrift “Psychologie heute” – Ausgabe Jänner 2019 – bin ich auf einen sehr interessanten Artikel gestoßen, der über dieses Thema schreibt und über den ich hier (ergänzt mit eigenen Worten und Gedanken) berichten möchte.

“Die größten Ereignisse – das sind nicht unsere lautesten, sondern unsere stillsten Stunden”– Zitat von Freidrich Nietzsche. Dennoch haben die meisten von uns dieses Gefühl der Stille und Ruhe in einem selbst (bereits) verloren – das Bedürfnis danach bedeutet, dass wir ihr Gegenteil, nämlich den Lärm, augenscheinlich  im Überfluss haben. Offenbar können wir in unserem rastlosen Alltag diese Art von Stille kaum noch finden. Susanne Scheider – Riede, Leiterin der Fachstelle Geistliches Leben der Evangelischen Akademie in Baden beschreibt sehr treffend: “In meiner Wahrnehmung rennen wir vor uns selbst weg. Ruhelosigkeit ist damit ein innerer und äußerer Zustand zugleich: ein Zuviel an Informationen und Reizen, die auf uns einwirken.”

Was bedeutet dies? Wir leiden unter der Überflutung und sehnen uns nach Stille- jedoch meiden wir sie meist, denn ganz bei sich sein bedeutet auch: sich selbst zuhören und anschauen. Und wenn es dann draußen ganz still wird, wird es drinnen ganz laut. Wir schrecken vor der Stille zurück, weil sie uns mit uns selbst konfrontiert.

Psychotherapeuten wissen, dass Stille sehr bedeutend und mächtig ist: “Eine typische Situation in der Therapie kann beispielsweise so aussehen, dass der Klient dazu angehalten wird, ein paar Minuten still zu sein und zu schauen, was passiert. Vielleicht taucht Langeweile auf oder es kommen andere unangenehme Gefühle oder Gedanken. Aber somit weiß man, womit man sich konfrontieren muss.” (Andreas Knauf, Psychotherapeut und Meditationstrainer).

 

Stille Momente sowohl in der Therapie als auch in den Beratungen sind also eine Chance, zur Wahrheit zu sich selbst zu gelangen – und somit ein Weg, Lösungen für Probleme zu finden.

So gelangt man zur inneren Stille – eine Anregung des Schweizer Psychotherapeuten Theodor Itten:

1. Für das Wahrnehmen von Stille braucht man Zeit und einen Raum, in dem die meisten äußerlichen Lärmquellen minimiert werden können. Smartphone und andere elektronische Medien sollte man außer Reich- und Blickweite bringen und dafür die Aufmerksamkeit ganz nach innen richten. Der Anfang ist das das eigene Schweigen – zu Beginn 3-5 Minuten, die Zeit kann danach immer weiter ausgedehnt werden.

2. Es hilft, die Augen zu schließen und damit weitere Einflüsse von außen auszuschalten. Stellen Sie sich einen Ort der Stille in sich selbst vor, in der eigenen Innenwelt. Erst wenn Sie diesen Ort spüren, öffnen Sie wieder die Augen. Nehmen Sie jetzt die Farben der Dinge im Ruheraum bewusst wahr – so kommt man ins Hier und Jetzt, in die Gegenwart. Danach schließen Sie wieder die Augen und spüren die Stille nach.

3. Selbst in einem Gruppengespräch kann man Stille üben – versuchen Sie, aktiv zuzuhören (und nicht die Meinung kundzutun). Manchmal spürt man relativ bald, wie man innerlich ruhiger wird.

Frieden mit sich selbst – innerer Frieden – ist also der Lohn der Stille.

In diesem Sinne wünsche ich viele stille, friedvolle Momente, ein fröhliches und besinnliches Weihnachtsfest und einen wunderbaren Start in das kommende, neue Jahr :-)